ALLES, WAS DU JETZT ÜBER IGEL WISSEN SOLLTEST

Jetzt tapst er wieder während der Dämmerung durch Deinen Garten. Du kannst ihn vielleicht nicht sehen, aber  Du hörst ihn – sein Schmatzen, Schnaufen, Schlürfen. Der Igel ist wie jedes Jahr um diese Zeit auf Futtersuche. Gerade in diesen Tagen braucht er viel Nahrung, schließlich muss er sich vor dem Winter noch ordentlich Speck anfressen. Ganz weit oben auf seinem Speiseplan stehen übrigens Käfer, Würmer, Raupen und Schnecken. Du musst Dir also um Deinen Salat keine Sorgen machen. Vor allem die naturnahen Gärten sind es, in denen er sich wohl fühlt. Hecken, Sträucher, Laub- und Komposthaufen bieten ihm Schutz, in ihnen kann er sich auch verstecken oder sein Winterquartier aufschlagen. Aber nicht jeder Igel schafft es problemlos durch die Zeit. Wie Du ihm helfen kannst und worauf Du achten musst, erfährst Du hier – 6 Dinge, die Du jetzt unbedingt über Igel wissen solltest.

 

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Wusstest Du, dass während seines Winterschlafes, das Herz des Igels nur fünf Mal pro Minute schlägt und die Körpertemperatur auf vier bis fünf Grad sinkt? Foto: shutterstock

 

 

IGEL GESICHTET – DAS SOLLTEST DU JETZT TUN

Zu allererst gilt: Der Igel ist ein Wildtier. Er kommt auch sehr gut ohne die Hilfe des Menschen zurecht – selbst im Winter. Wie schon erwähnt frisst er sich im Herbst ein schönes Speckpolster an und sucht sich ein schönes Plätzchen, an dem er in Ruhe seinen Winterschlaf halten kann. Dabei solltest Du ihn jetzt auch nicht weiter stören. Sobald die Temperaturen unter sechs Grad fallen, beginnt der Igel zu gähnen und fällt in seinen Schlaf. In der Regel verpennt er den Winter komplett und wacht erst zum Frühling wieder auf. Selbst wenn im Winter ein Igel durch Deinen Garten tapst, bedeutet das nicht unbedingt, dass er Deine Hilfe braucht. Vielleicht ist er aus seinem Winterschlaf nur aufgewacht, weil Du noch in Deinem Garten die letzten Blätter- und Reisighaufen oder den Heckenschnitt aufgeräumt hast. Das ist nicht schlimm. Schließlich sucht der Igel sich nun ganz fix einen neuen Schlafplatz. Vielleicht findet er sogar wieder einen in Deinem Garten. Allerdings kann es trotz allem doch manchmal passieren, dass ein Igel in Not gerät.

 

 

 

DIESE IGEL BRAUCHEN DEINE HILFE

Besonders Jungtiere sind es, die Deine Hilfe gebrauchen könnten. Sollten sie sich im Herbst nicht genügend Fettpölsterchen angefressen haben, irren sie auch im Winter bei niedrigen Temperaturen durch Deinen Garten, auf der dringenden Suche nach Nahrung. Merke: Ein Igel sollte mindestens 600 bis 700 Gramm wiegen. Alles darunter ist zu wenig, um den Winter zu überstehen. Solltest Du jetzt einen Igel in der Nähe einer großen Straße sichten, behältst Du ihn am besten erst einmal im Auge. Es könnte durchaus sein, dass er verletzt ist und dringend Deine Hilfe braucht. Beobachte ihn aber erst einmal eine kurze Zeit, bevor Du ihn anhebst und Dir genauer anschaust. Natürlich können auch alte und kranke Tiere im Winter auf Futtersuche sein. Ihnen hilft es schon, wenn Du einfach etwas Artgerechtes zum Fressen hinausstellst.

Aber Achtung: Denke immer daran, dass Igel zu einer besonders geschützten Art gehören. Daher ist es prinzipiell verboten, sie mit nach Hause oder sonst wohin zu nehmen. Erlaubt ist lediglich, hilfsbedürftige Igel artgerecht aufzuziehen oder gesund zu pflegen. Sobald der Igel aber kräftig genug und gesund ist, musst Du ihn wieder auswildern.

 

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Du kannst dem Igel in Deinem garten schon im Herbst Futter hinausstellen. Auf Obst, Gemüse und Milchprodukte musst Du dabei aber verzichten. Das verträgt er nicht. Mische lieber ungewürztes und gebratenes Rinderhack mit Weizenkleie, Haferflocken und Igeltrockenfutter. Foto: shutterstock

 

 

AB ZUM TIERARZT

Wenn Du einen pflegebedürftigen Igel gefunden hast, halte ihn unbedingt warm. Er muss erst einmal seine normale Körpertemperatur wiedererlangen. Sie liegt bei ca. 36 Grad. Erst dann macht eine Behandlung Sinn. Diese solltest Du aber unbedingt einem Profi überlassen. Das Beste ist, Du fährst mit Deinem Patienten zum nächsten Tierarzt und lässt ihn  dort durchchecken. Damit solltest Du auch nicht zu lange warten, denn jede Minute könnte zählen. Danach kannst Du ihn dann mit nach Hause nehmen und dort über den anstehenden Winter bringen.

 

 

 

SO PFLEGST DU DEN IGEL RICHTIG

Hast Du einen Igel gefunden, der wirklich Deine Hilfe benötigt, solltest Du auf alle Fälle ein Pflegeprotokoll anlegen. Dort notierst Du als Erstes das Funddatum, -uhrzeit, -gewicht und die genaue Fundstelle. Schließlich vermerkst Du dort die Gewichtszunahme, die Tierarztbesuche und die verabreichten Medikamente.  Du musst nun sein Geschlecht bestimmen. Das ist vor allem bei Alttieren in den Sommermonaten wichtig, schließlich könnte es sich auch um ein säugendes Muttertier handeln. Also streichelst Du den Igel erst einmal sanft über den Rücken, bis er sich ausrollt. Dann bringst Du ihn mit der flachen Hand langsam in die Seitenlage, damit der Bauch sichtbar wird. Bei einem Männchen findest Du einen häutigen Knopf in der Mitte der hinteren Körperhälfte. Das ist der Penis. Bei den Weibchen siehst Du die Scheide gleich hinter dem After. Nun solltest Du den Igel auch noch auf Verletzungen untersuchen. Dazu musst Du besonders den Kopf, den Bauch und die Beine genauer betrachten. Fühlt sich der Igel an der Bauchseite deutlich kühler an als Deine eigene Hand, ist er unterkühlt. Dann legst Du ihn am besten auf eine mit handwarmem Wasser gefüllte Wärmflasche, die Du vorher mit einem Frotteehandtuch umwickelt hast. Decke den Igel mit einem zweiten Handtuch zu. Achte darauf, dass die Handtücher keine Löcher haben oder Fäden heraushängen und entferne den Aufhänger – damit minimierst Du die Verletzungsgefahr für Deinen neuen, kleinen Freund. Natürlich solltest Du den Igel auch auf Parasiten untersuchen. Gerade bei schwachen Tieren kannst Du zum Beispiel Fliegeneier und -maden in Wunden und Körperöffnungen finden. Die müssen entfernt werden. Zecken entfernst Du mit einer Pinzette. Du fasst sie möglichst dicht an der Igelhaut an und ziehst sie ruckartig raus.

 

Foto: Christine Kuchem
In naturnahen Gärten finden Igel leicht einen Unterschlupf. Gerne unter Hecken und Sträuchern. Sein Plätzchen polstert er dann noch mit Moos und Laub aus und schläft dort bis zum Frühjahr. Foto: Christine Kuchem

 

 

DAS RICHTIGE WINTERQUARTIER FÜR DEINEN IGEL

Damit er seinen Winterschlaf geschützt in Deinem Garten halten kann, sich dort aber auch im Sommer rund um sicher fühlt, könntest Du ein Igel-Haus basteln und es in einem geschützten Bereich aufstellen. Vielleicht unter Deiner Hecke oder einem Busch. Das Haus sollte eine 40 mal 60 Zentimeter große Holzkiste mit Dach sein. Sie verfügt über einen Schlafbereich, der vom Fressbereich durch eine Wand mit Durchgang abgetrennt ist. Auf dem Boden verstreust Du nun noch etwas Stroh. Aber nur ein wenig, denn Dein Igel wird es sich dort schon gemütlich machen und sich den Rest mitbringen. Das Igel-Häuschen kannst Du dann noch zusätzlich mit Reisig und Laub abdecken. Dann fügt es sich auch sehr schön in Deinen Garten ein. Solltest Du nun aber einen Igel in Pflege nehmen, und sei es nur für eine Nacht, wirst Du ihm eine Notunterkunft basteln müssen. Richte ihm dann einfach eine Kiste mit mindestens 45 Zentimeter hohen Wänden her. Sie muss absolut ausbruchssicher sein, denn sonst huscht der Igel durch Dein Haus. Du musst wissen, Igel sind sehr gute Kletterer und überwinden so manche Hürde, wenn es sein muss. Den Boden der Kiste legst Du mit Zeitungspapier aus. Auf Streu oder Sägespäne solltest Du verzichten, sie verfangen sich nur in seinen Stacheln und können die Igel-Augen reizen. In die Kiste stellst Du ihm dann noch ein Schlafhäuschen. Ein alter Schuhkarton reicht schon. Schnippel noch ein 10 x 10 Zentimeter großes Schlupfloch hinein. Das Schlafhäuschen füllst Du mit zerknülltem Zeitungspapier, damit es auch dort schön gemütlich ist. Fertig.

 

 

 

DAS RICHTIGE IGEL-FUTTER

Der Igel ist ein Feinschmecker. Seine Nahrung besteht in der Regel aus 80 Prozent Insekten und 20 Prozent Regenwürmern und Schnecken. Regenwürmer frisst er allerdings nur, wenn er nichts anderes findet. Auch kommt ihm nicht jede Schnecke auf den Teller: Er bevorzugt Gehäuseschnecken und kleinere Nacktschnecken. Die roten Nacktschnecken sind ihm allerdings zu schleimig und werden erst einmal ordentlich im Dreck gewälzt. Seine Beute spürt er hauptsächlich mit seinem Geruchssinn und seinem ausgezeichneten Gehör auf, da er nur über eine mäßige Sehfähigkeit verfügt. Wäre der Igel ein Mensch, bräuchte er dringend eine Brille. Du kannst den Igel in Deinem Garten übrigens hervorragend mit einem tollen Menü unterstützen: Es besteht im Idealfall aus einer Mischung von Katzen- oder Hundefutter, Rührei (oder gekocht, bloß keine rohen Eier), frucht- und getreidefreies Igeltrockenfutter sowie ungesalzenen Erdnüssen. Hast Du einen Igel bei Dir aufgenommen, kannst Du ihn für den Übergang mit Hunde- oder Katzenfutter nebst dazu gemischten Haferflocken versorgen. Kümmerst Du Dich aber nun liebevoll um ein Igelbaby, solltest Du davon allerdings absehen. Für sie gibt es spezielles Futter. Ganz wichtig: Igel vertragen keine Milch. Der Milchzucker verursacht bei ihnen Durchfall. Sie können dehydrieren und letzten Endes sterben. Gib dem Igel ausschließlich Wasser. Einem zu schwachen oder zu kleinen Igel kannst Du auch ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee  mit einer Pipette tröpfchenweise zuführen.

 

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Als Winterquartier und Tagesversteck werden Igelhäuser mit Dach gerne angenommen. Oben drauf kommt noch eine Schicht Laub und Reisig, das sorgt für eine gute Isolierung.  Foto: shutterstock

 

 

DIE GRÖSSTEN GEFAHREN FÜR DEN IGEL

Der größte Feind des Igels ist das Auto. Auf unseren Straßen werden jährlich Tausende von ihnen überfahren. Vor allem in der Dämmerung und nachts. Aber auch im Garten lauern große Gefahren: Der Einsatz von Rasenmähern- und trimmern führt bei den Kleinen oft zu schlimmen Verletzungen. Das passiert, weil wir die Igel gar nicht so schnell bemerken, schlummern sie doch unbemerkt unter Sträuchern. Sogar Treppen, Kellerschächte oder Gartenteiche sind bedrohliche Fallen. Oft können sich Igel aber mit Ab- bzw. Aufstiegshilfen aus Brettern und Ziegeln wieder befreien. Häufig bleiben sie ebenfalls in Maschendrahtzäunen hängen. Ohne Hilfe kommen sie da nicht wieder raus. Außerdem sind kleine Pflanztöpfe oder Blechbüchsen gefährlich für den lütten Zeitgenossen, hin und wieder bleiben sie bei der Futtersuche darin stecken. Über die chemischen Keulen, die viele immer noch in ihren Gärten verwenden, muss man nicht viel sagen, oder? Versuche doch einfach jegliche Pestizide, metaldehydhaltiges Schneckenkorn und Kunstdünger zu vermeiden. Das schützt den Igel.

 

 

 

 

4 Kommentare

  • Manu
    14. Oktober 2016 14:32

    ein toller Artikel mit viel Information und wunderschönen Fotos!!
    ich werde bei der Gartengestaltung, die hoffentlich im nächsten Jahr beginnt, auf jeden Fall an ein Igelhäuschen und ein paar „wilde Ecken“ denken!!
    liebe Grüße
    manu

  • Rosi
    14. Oktober 2016 17:30

    wunderschöne Fotos
    und sehr interessant

    dankeschön
    LG
    Rosi

  • Anita
    30. Dezember 2016 16:40

    Ein toller Artikel. Ich liebe deine Fotos.
    Viele Grüße aus Karlsruhe,
    Anita

    • admin
      2. Januar 2017 12:20

      Hallo Anita,
      vielen Dank für das tolle Kompliment.
      Ich habe mich sehr darüber gefreut.
      Liebe Grüße,
      Frank

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