Im Laufe der Zeit gerieten die vielen Verwendungsmöglichkeiten, die uns einige Pflanzen bieten, mehr und mehr in Vergessenheit. Eigentlich achten wir doch heute auch mehr auf die Schönheit der Blüten, als auf ihren Nutzen – oder? Immerhin ist uns mittlerweile wieder bewusst, dass die eine oder andere Pflanze im Beet Bienen, Hummeln und Schmetterlinge versorgt und so schön und hilfreich zugleich ist. Aber nur die wenigsten pflücken den Löwenzahn im Garten und machen einen leckeren Salat daraus oder pressen aus den hübschen Sanddornbeeren einen Saft. Anders unsere Vorfahren: Für sie war es noch selbstverständlich mit den Zweigen der Haselnuss Körbe zu flechten, mit einem Aufguss aus Fenchelsamen schwer verdauliche Speisen bekömmlicher zu machen oder unreine Haut mit Dampfbädern aus der hübschen Mädesüß zu lindern. Es gibt so viele Pflanzen, die nicht nur schön sind, sondern auch von großem Nutzen für uns sein können. Bestimmt hast Du in Deinem Garten noch ein Plätzchen frei für so einen Alleskönner. Fünf von ihnen möchte ich Dir hier vorstellen.

DIE HUNDSROSE LIEFERT WERTVOLLE HAGEBUTTEN
Du kennst die Hundsrose bestimmt aus Norddeutschland. Dort wächst sie gerne auf den vielen Friesenwällen an den Grundstücksgrenzen und verzaubert jeden Passanten mit ihrem üppigen Duft. Vor allem Kleintiere und Vögel wissen die wehrhafte Ahnin unserer heutigen Rosen zu schätzen. Sie nutzen ihr Gestrüpp als Nistplatz und ziehen in ihrem Schutz die Jungen groß. Die Hundsrose ist auch Lieferant wertvoller Hagebutten. Gelee, Kompott, Saft, Sirup, Likör und Tee – die Liste der Köstlichkeiten aus den scharlachroten Früchten ist lang. Allerdings solltest Du vorher die kleinen Härchen entfernen. Sie sind nämlich eher als Juckpulver bekannt. Willst Du es Dir einfacher machen, dann versuch’s doch mal mit einer Marmelade aus den Blüten der Hundsrose. Willst Du sie in Deinem Garten anpflanzen, setze sie in einen tiefgründigen und nährstoffreichen Boden. Wie jede andere Rose liebt auch sie die Wärme und schätzt daher einen sonnigen Standort. Aber Achtung, die Hundsrose wächst bis zu 3 Meter hoch.

DAS GÄNSEBLÜMCHEN IST MEHR ALS EIN KINDERFREUND
Als Kinder haben wir doch alle mit Gänseblümchen gespielt, oder? Wir haben Kränze und Ketten daraus gebastelt, haben sie in unseren Lieblingsbüchern trocken gepresst oder Muttern mit einem hübschen, kleinen Strauß überrascht. Diese niedlichen, kleinen Gesellen wachsen überall: In Deinem Rasen, am Wegesrand, auf dem Feld oder der Liegewiese im Freibad. Als Bellis sind sie auch als Balkonpflanze oder für die erste Gartenbepflanzung im frühen Frühjahr sehr beliebt. Zum einen schenken sie dem bis dahin eher tristen Garten bunte Tupfer, zum anderen freuen sich Bienen, Hummeln & Co. über sie, da die Bellis ihnen die erste Nahrung nach dem langen Winter anbieten. Aber damit nicht genug. Ein Tee aus den Blättern dieses Alleskönners wirkt gerade bei Kindern appetit- und stoffwechselanregend. Gegen Husten werden in Honig eingelegte Gänseblümchen löffelweise verabreicht und zerriebene Gänseblümchenblätter kannst Du auf Insektenstiche legen, um den Juckreiz zu mildern. Bevor Du die Pflanze aber medizinisch einsetzt, solltest Du Dich unbedingt in der Apotheke, bei Deinem Arzt oder Heilpraktiker erkundigen. Du kannst mit den Blümchen Salate dekorieren oder Suppen, Quark- und Joghurtgerichte aufpeppen oder die Blüten direkt aufs Butterbrot legen. Großartig, oder? Allerdings solltest Du nur Gänseblümchen essen, die nicht mit Düngemitteln oder Insektiziden in Berührung gekommen sind. Das Beste ist, Du pflückst nur die, die auf Deinem Rasen wachsen.

HOLUNDER SIEHT GUT AUS UND IST DAS PERFEKTE ALLHEILMITTEL
Holunder ist der Klassiker unter den Alleskönnern im Garten. Früher haben die Bauern ihre Höfe und Stallungen mit Holunder umpflanzt, um böse Geister und Naturgewalten fernzuhalten. Auch glaubten die Menschen, dass wenn ein auf einem Grab eingepflanzter Holunderzweig zu wachsen beginnt, der Tote endlich seine letzte Ruhe gefunden hat. Das Kreuz Christi soll aus Holunderholz gezimmert worden sein, und Judas hat sich für seinen Freitod angeblich einen Holunderbaum ausgesucht. In Norddeutschland hielten die Fahrer von Leichenwagen immer einen Stecken vom Holunder in der Hand, um damit die Pferde im Zaum zu halten. Gruselig, oder? Schließlich geriet er in Vergessenheit. Heute wird der Holunder wieder gerne wegen seiner schönen Blüten und der vitaminreichen Früchte in so manchem Hausgarten angepflanzt. Als kleines, einstämmiges Bäumchen sieht er an einem sonnigen Plätzchen schließlich auch ganz hübsch aus. Zum perfekten Alleskönner wird der Holunder durch seinen Einsatz in der Heilkunde: Das Mus aus gekochten Holunderbeeren stärkt das Immunsystem. Aus den Beeren lässt sich auch ein fiebersenkender Trank zubereiten. Holunderblütentee soll bei Schnupfen und Husten helfen. Vor der Verwendung solltest Du Dich aber erst bei Deinem Hausarzt oder in der Apotheke erkundigen. Auch in der Küche findet der Holunder Verwendung: Seine Blütendolden werden zuerst in eine Pfannkuchenteig getunkt, dann in heißem Fett gebacken und schließlich mit Puderzucker bestreut. Diese Hollerküchel sind echt lecker.

DIE HASELNUSS IST DAS GEHEIME SUPERFOOD AUS DEINEM GARTEN
Schon bei den alten Germanen galt die Hasel als Symbol für Erotik, Fruchtbarkeit und Zeugungskraft. Gibt es viele Haselnüsse, gibt es auch viele Kinder, so der Aberglaube. Die alten Römer verwendeten die Zweige als Friedenssymbole. Und auch bei den Kelten gehörte das Gehölz zu den heiligen Pflanzen. Sie legten die Zweige als Beigabe ins Grab – als Sinnbild für Unsterblichkeit, Erneuerung und Jugendlichkeit. Eine ganz besondere Eigenschaft wird aber den Haselnusszweigen zugeschrieben: Sie lassen angeblich Kraftströme fließen. So entstand die Wünschelrute, die schon so manchem bei der Suche nach Schätzen und Quellen zum Erfolg verholfen hat. Möchtest Du einen Haselnussstrauch in Deinem Garten anpflanzen, solltest Du ihn unbedingt an ein sonniges und windgeschütztes Plätzchen setzen. Am besten vor eine Mauer, an eine Hausecke oder vor eine Hecke. Der Boden kann ruhig schwer und tiefgründig sein. Dort kann sich der Haselnussbaum oder -strauch dann zur Freude von so manchem Eichhörnchen entfalten. Aus seinen Blättern und Rinden werden übrigens fiebersenkende Mittel gewonnen. In Form von Salben und Kompressen lindert die Haselnuss Hautkrankheiten. Bevor Du die Pflanze aber medizinisch einsetzt, solltest Du Dich unbedingt in der Apotheke, bei Deinem Arzt oder Heilpraktiker erkundigen. Als Knabberspaß ist sie nicht mehr aus der weihnachtlichen Backstube wegzudenken. Das ist auch gut so, denn das reichlich enthaltene Lecithin fördert die Gedächtnisleistung und die Konzentrationsfähigkeit. So kannst Du auf genussvolle Weise Deine Leistungsfähigkeit steigern. Und: Knabberst Du rund 25 Gramm Haselnüsse am Tag, verhinderst Du Arterienverkalkung.

FRAUENMANTEL IST DER BESTE FREUND DER GÄRTNERIN
Der Frauenmantel fühlt sich ganz besonders wohl im Schutz von Hecken und Gebüschen. Du kannst ihn aber auch als Begleitstaude zu Deinen Rosen pflanzen. Achtung: Der Frauenmantel breitet sich fix aus. Das kannst Du leicht verhindern, indem Du rechtzeitig die Samenstände abschneidest. An seinen Standort stellt der Frauenmantel übrigens nur geringe Ansprüche. Er gedeiht sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten, hin und wieder sogar an schattigen Plätzen. Ein nährstoffreicher, durchlässiger Boden wäre ihm zwar lieb, er kommt aber auch mit schweren Lehmböden zurecht. Ein Tee aus seinen Blättern soll entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Gerne wird er bei Menstruationsproblemen eingesetzt. Gurgelst Du mit dem Tee, lindert er Entzündungen im Mund und Rachenraum. Bevor Du die Pflanze aber medizinisch einsetzt, solltest Du Dich unbedingt in der Apotheke, bei Deinem Arzt oder Heilpraktiker erkundigen. Auch in der Küche kann Frauenmantel Verwendung finden, denn seine klein geschnittenen Blätter schmecken ganz gut in Salaten.
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