Kann ich heute die Rosen schnippeln? Sollte ich noch schnell den Rasen mähen und muss ich die Hortensien gießen oder gibt’s Regen? Früher, als es noch keine Wettervorhersagen im TV gab, wussten die Menschen noch die Zeichen der Natur zu deuten, um Antworten auf diese Fragen zu bekommen. Heute haben wir das meiste vergessen. Aber gerade für uns Gärtner ist es wichtig zu wissen, wie das Wetter so wird, oder? Dabei müssen wir nur die Augen aufmachen und schon wird der Garten zur Wetterstation. Wenn Du bei der morgendlichen Garten-Inspektion zum Beispiel Tau vorfindest, kannst Du Dich auf einen schönen Tag freuen. Grund: Die Nacht war ungestört und klar, die Temperaturen konnten bis zum Taupunkt sinken. Hängt die Feuchtigkeit aber noch in der Luft und schlägt sich auf Fensterscheiben, Wasserrohren oder Schläuchen nieder, solltest Du davon ausgehen, dass es am Nachmittag ein Gewitter gibt. Auf welche Zeichen Du noch achten solltest, habe ich Dir fix notiert.

ÜBER BLÜTENDUFT UND KIEFERNZAPFEN
„Grünt die Eiche vor der Esche, gibt’s im Sommer große Wäsche“, so heißt die alte Bauernweisheit. Wenn also der Tiefwurzler vor dem Flachwurzler im Frühjahr austreibt, wird es ein regnerischer Sommer. Um zu erfahren, wie das Wetter wird, musst Du nicht in den Wald, beobachte einfach die Pflanzen auf Deinem Balkon und im Garten. Regen kündigt sich nämlich auch an, wenn das Kapkörbchen im Balkonkasten seine Blüten schließt. Grund dafür ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Dieses Phänomen kannst Du auch sehr gut bei Tulpen, Astern, Ringelblumen und Kamillen beobachten. Der Rotklee senkt übrigens das Köpfchen, wenn sich Regen ankündigt. Schnupperst Du in Deinem Garten einen intensiveren Blütenduft, kann das auch ein Hinweis auf schlechtes Wetter sein. Kündigt sich ein Sommerregen mit feuchtwarmer Luft an, verstärkt das zum Beispiel den Duft von Lindenblüte, Nachtviole und Lavendel. Wie das Wetter wird, kannst Du auch hervorragend an den Fichten in Deiner Nachbarschaft beobachten: Bei schönstem Sonnenschein öffnen sie ihre Zapfen, damit die darin enthaltenen Samen vom Wind verstreut werden. Droht hingegen Regen, verschließen sie sich und warten so, bis das schlechte Wetter vorüber ist.
EINE TIERISCHE WETTERSTATION
Meine Großmutter hat uns Kindern beigebracht, im Sommer ganz besonders auf die Schwalben zu achten. Fliegen sie tief, droht schlechtes Wetter, wusste sie. Fliegen sie aber hoch, bleibt es schön. Da ist tatsächlich etwas dran, denn Schwalben fliegen nur hoch, wenn sie dort oben auch Futter finden. Du musst wissen, dass Insekten bei nahendem schlechten Wetter tatsächlich weiter unten schwärmen und erst bei Hochdruck von den warmen Luftströmen wieder hinaufgetragen werden. Die Schwalben folgen ihnen. Ähnliches gilt für die tanzenden Mückenschwärme, die Du im Sommer oder Herbst beobachten kannst. Die kleinen Insekten suchen sich zur Paarung einen Anflugpunkt wie Baumwipfel oder den Giebel Deines Hauses. Erst die Thermik eines nahenden Unwetters bläst sie nach unten – dort, wo Du sie beobachten kannst. Es lohnt sich aber auch auf die Spinnen im Garten zu achten: Spätestens 15 Minuten vor einem Regen verlassen sie die Mitte ihres Netzes und bringen sich in Sicherheit. Bleibt die Spinne also im Netz, ist weiterhin Sonnenschein garantiert. Der berühmte Wetterfrosch ist hingegen ein Märchen. Zwar klettert der Laubfrosch bei schönem Wetter auf Pflanzen, aber nur, weil dort oben die leckeren Insekten umherschwirren. Ein Frosch im Glas mit Leiter macht das aber leider nicht. Da verlassen wir uns doch lieber auf den Garten als Wetterstation, oder?
WAS DER HIMMEL UNS GÄRTNERN ANKÜNDIGT
Auch die Wolken am Himmel verraten uns rechtzeitig, wie das Wetter wird. Ein Blick nach oben lohnt sich also immer mal wieder, denn wenn sich zum Beispiel Kondensstreifen am blauen Himmel schnell auflösen, deutet das auf trockene Luft in der Höhe hin – ein Zeichen dafür, dass es schön bleibt und sich keine Wolken bilden werden. Ebenso solltest Du dem Wolkenspiel Deine Aufmerksamkeit schenken. Schäfchenwolken bringen selten Regen mit, Schleier- und Schichtwolken hingegen schon. Wenn sich am Abend in den Wolken das Licht bricht, entsteht dabei ein herrliches Abendrot. Passiert das, kannst Du davon ausgehen, dass der folgende Tag sehr schön wird. Bei steigendem Nebel solltest Du hingegen mit Regen rechnen. Gerade im Sommer ist das schön zu beobachten: Über dem Boden hängende Nebelfetzen werden durch Turbulenzen quasi in die Höhe gewirbelt und gehen in Wolken über – neue Schauer warten.
DU MUSST EINFACH NUR HINSEHEN
Die Natur warnt uns immer wieder vor schlechtem Wetter. Wusstest Du, dass die Ameisen in Deinem Garten ihre Puppen aus dem Bau an die Erdoberfläche schleppen, um sie vorm Ertrinken zu schützen? Oder dass die roten Waldameisen ihre Gänge versiegeln, bevor die ersten Tropfen fallen? Faszinierend, oder? Der Wuchs der Distel verrät, wie viel Schnee im kommenden Winter fällt. Auch die Menge und Qualität des Fichtenhonigs verrät, wie hart die kalte Jahreszeit wird. Leider haben wir verlernt, die meisten Zeichen der Natur richtig zu deuten. Zu sehr verlassen wir uns auf die Meteorologen im TV oder den Wetterbericht im Radio. Dabei müssen wir doch nur die Augen aufmachen und Dein Garten wird zur Wetterstation…
1 Kommentar
Manu
26. Juli 2017 19:16danke für die tollen Tipps – da werde ich doch mal die Augen offenhalten und mein eigener Wetterfrosch werden 🙂
liebe Grüße
Manu
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