DIE WASCHBÄREN KOMMEN

Am liebsten möchte man jeden von ihnen so richtig durchknuddeln, oder? Diese Kleinbären sehen doch auch zu putzig aus. Aber Vorsicht: Waschbären haben es faustdick hinter den Ohren. Und sie sind gefährlich! Vor 80 Jahren wurden die ersten bei uns ausgesetzt  – seitdem breiten sich die Tiere in ganz Deutschland aus und mauserten sich sogar zu einer wahren Plage. Denn die Kletterkünstler sind von der Tiefgarage bis zur Dachterrasse unterwegs, erklimmen Hauswände, Masten und Kräne. Sie heben Dachziegel an, wühlen im Hausmüll, hinterlassen Schäden in Dachstühlen, plündern Nester mit Eiern und zerstören Beete. Ärgern sie Dich auch? Oder Deinen Nachbarn? Damit der Waschbär es sich bei Euch erst gar nicht bequem macht, solltest Du unbedingt einige wichtige Hinweise beachten. So kannst Du Dein Haus und Deinen Garten vor diesem kuscheligen Rüpel schützen.

Foto: Becky Sheridan/shutterstock
Vor allem in Berlin, Brandenburg, Hessen und Sachsen-Anhalt ist der Kleinbär  eine richtige Plage. Er vermehrt sich schnell und weitet seinen Lebensraum aus.    Foto: Becky Sheridan/shutterstock

 

Wo sie herkommen

Ursprünglich kommen diese Allesfresser aus Nordamerika. In Europa wurden die Waschbären vor allem auf Pelztierfarmen in Käfigen gehalten – bis 1926 einigen der Ausbruch gelang und wenige Jahre später zwei Paare am Edersee in der Nähe von Kassel ausgewildert wurden. Für die Waschbären war das die perfekte Umgebung – viel Wald, viel Wasser, mehr als genug zu fressen. Sie entwickelten sich prächtig. Die Waschbären haben sich im Eiltempo ausgebreitet: Schon 1959 lebten in Deutschland mehr als 20.000 von ihnen. Da sie außer dem Wolf keine natürlichen Feinde bei uns haben, konnten sich die Waschbären bis heute schon auf mehr als eine halbe Million Exemplare vermehren. Dieses paarungsfreudige Tier ist mittlerweile in jedem zweiten deutschen Jagdrevier zu Hause.

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Sie räubern in Vogelnestern und bedrohen Kleintiere wie Kaninchen und Eidechsen. Auch für die vom Aussterben bedrohte Sumpfschildkröte sind sie eine Gefahr. Foto: Tony Campbell/shutterstock

 

Warum sie so gefährlich sind

Ja, sie sind wirklich süß – aber sie sind eben auch wilde Raubtiere. Das darfst Du nie vergessen. Waschbären haben sehr scharfe Zähne und ein kräftiges Gebiss, mit dem sie großes Unheil anrichten können. Außerdem übertragen die Kleinbären eine Reihe von Krankheiten auf den Menschen. So kann er uns mit Tollwut und Staupe infizieren. Viele Waschbären sind außerdem von einem Spulwurm befallen, vor allem im Westen Deutschlands. Der Spulwurm kann das zentrale Nervensystem des Menschen schädigen und sogar bis zum Tode führen. Solltest Du Waschbärkot in Deinem Garten finden, verbrennst Du ihn am besten sofort. Denn durch den Kot werden die Eier des Spulwurms übertragen. Bei der Beseitigung solltest Du unbedingt Handschuhe tragen!

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Haben sie Dein Grundstück erst einmal als verlässliche Futterquelle entdeckt, wirst Du sie nur schwerlich wieder los. Waschbären sind hartnäckige Zeitgenossen.   Foto: jennyt/shutterstock

 

Wie Du vorbeugen kannst

Auf gar keinen Fall solltest Du so einen putzigen Bären füttern. Wenn Du ihn in Deinem Garten antriffst, versuchst Du ihn am besten sofort zu verjagen. Denn, wenn er erkennt, dass er eine zuverlässige Futterquelle gefunden hat, wird er immer wiederkommen und im Zweifelsfall reichlich Ärger machen, falls es kein Futter für ihn gibt. Du solltest auch darauf achten, dass Dein Komposter über einen abschließbaren Deckel verfügt und Deine Mülleimer fest zu verschließen sind. Sichere beides ruhig mit einem Vorhängeschloss! Denn in den Tonnen suchen die Waschbären nachts ihr Futter und werden sie fündig, kommen sie eben immer wieder. Auch solltest Du Deinen Sperrmüll nicht auf der Terrasse lagern. Er bietet den Waschbären einen gemütlichen Unterschlupf für die Nacht. Und wo sie sich wohl fühlen, wollen sie auch nicht mehr weg.

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Waschbären suchen überall nach Futter: im Garten, auf dem Müll, in Deinem Kompost. Sie plündern auch Storchennester und die Horste von Greifvögeln.   Foto: barinovalena/shutterstock

 

So sicherst Du Dein Haus

Vor allem musst Du ein Auge auf die Katzenklappe in Deiner Haustür haben. Die sollte abends auf alle Fälle von Dir abgeschlossen werden. Da die kleinen Raubtiere auch flink die Bäume hinaufklettern können, musst Du wohl alle Zweige und Äste, über die die Waschbären auf Dein Hausdach gelangen könnten, kappen. Rank- und Kletterpflanzen an den Hauswänden bieten ihnen ebenfalls besten Halt. Du kannst gar nicht so schnell gucken, wie die Kleinbären da hinaufklettern. Vielleicht solltest Du doch besser auf Deine Fassadenbegrünung verzichten, oder? Denn, wenn der Waschbär es erst einmal aufs Dach geschafft hat, findet er auch sehr schnell einen Weg in Dein Haus – und sei es über den Schornstein. Darum solltest Du in regelmäßigen Abständen Dein Hausdach auf Schäden überprüfen, sie auch schnellstens wieder beheben und überlegen, ob ein fest verankertes Gitter auf Deinem Schornstein vielleicht doch sinnvoll wäre.

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Immer wieder versuchen sie übers Dach ins Haus zu gelangen. Sie schieben einfach einige Schindeln beiseite – und schwups, schon sind sie drin.  Foto: Becky Sheridan/shutterstock

 

Warum sie so schwer zu vertreiben sind

„My home is my castle“ – das denkt sich auch der Waschbär. Denn ist er erst einmal bei Dir eingezogen, hast Du es schwer ihn wieder zu vertreiben. Und solltest Du es versuchen, wird er sich mit Klauen und Zähnen dagegen wehren. Aber Du darfst nicht aufgeben, auch wenn’s beim ersten Mal nicht gleich gelingt. Versuche es mit unangenehmen Gerüchen, zum Beispiel mit Mottenkugeln oder mit einer andauernden, lauten Beschallung durch ein aufgedrehtes Radio. Du kannst sein Versteck auch tagsüber mit einer starken Taschenlampe ausleuchten. Jede der genannten Methoden empfindet der Waschbär als extrem unangenehm. Aber egal, wofür Du Dich entscheidest, der Erfolg ist meistens nur von kurzer Dauer. Denn der Waschbär gibt nicht leicht nach. Aber mit ein wenig Glück…

Foto: Tom Middleton/shutterstock
Nichts ist vor ihnen sicher. In Brandenburg legen Naturschützer sogar Stacheldraht um Bäume, um Nistplätze vor der Plünderung durch Waschbären zu schützen.   Foto: Tom Middleton/shutterstock
Was du auf gar keinen fall darfst

Auf gar keinen Fall solltest Du Deinen Hund auf einen Waschbären hetzen. Zum einen würdest Du gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, zum anderen kann das wirklich schlimm enden – und zwar für Deinen Hund: Vor einiger Zeit wurden in Brandenburg angeblich mehrfach Jagdhunde von den Bären getötet. Ebenso ist es verboten, Waschbären mit einer Falle zu fangen und an einem anderen Ort wieder auszusetzen. Hast Du also einen Waschbären lebend gefangen, musst Du ihn direkt vor Deinem Grundstück wieder aussetzen. Dabei ist aber höchste Vorsicht geboten, denn ein in die Enge getriebener Waschbär kann sehr aggressiv sein und Dich eventuell sogar angreifen. Willst Du eine sofort tötende Falle einsetzen, benötigst Du dafür eine extra Erlaubnis. Hast Du die nicht und tötest die Mutter eines Wurfs junger Welpen oder setzt sie an anderer Stelle wieder aus, ist das Wilderei und Du machst Dich der Tierquälerei strafbar. Hohe Strafen drohen! Versuch Dein Waschbärenproblem also lieber auf friedlichem Wege zu lösen.

Foto: Jay Ondreicka/shutterstock
So süß und doch so gefährlich. Waschbärenzähne sind scharf, ihr Gebiss ist kräftig. Außerdem können sie Krankheiten übertragen wie Tollwut und Staupe.    Foto: Jay Ondreicka/shutterstock

2 Kommentare

  • Henriette
    30. Dezember 2016 19:42

    Hallo Frank,
    danke für deine tollen Beiträge. Ich habe ja Waschbären früher schon total geliebt.
    Das Bild mit dem Waschbären in der Gießkanne ist ja herzallerliebst.
    LG,
    Henriette

    • admin
      2. Januar 2017 12:04

      Hallo Henriette,
      es freut mich sehr, dass Dir der Artikel gefallen hat.
      Ja, ich mag Waschbären auch – nur nicht in meinem Garten. Dort treiben die einfach zu viel Unfug 🙂
      Liebe Grüße,
      Frank

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