ZU BESUCH IN NACHBARS GARTEN

Noch einmal ist der Sommer für kurze Zeit in die Nordheide zurückgekehrt. Die Sonne scheint und die Temperaturen erlauben entspannte Nachmittage auf der Terrasse. Das lässt uns doch tatsächlich den nahenden Herbst vergessen. Das ist einfach nur wunderbar! Und wird man an so einem schönen Tag vom freundlichen Nachbarn auf ein Glas Weißwein in seinen Garten eingeladen, dann lässt man sich nicht lange bitten – oder? Und so schlendern mein Nachbar Falk und ich mit dem Glas in der Hand von Beet zu Beet, schauen bei seinen neuen Hühnern vorbei und fachsimpeln über die Vor- und Nachteile einzelner Bodendecker.

 

Foto: privat
Langsam setzen sich die Herbstfarben durch. Das gibt Falks Garten etwas herrlich Romantisches, zum Teil auch etwas Ursprüngliches. Das ist so gewollt. Foto: privat

 

 

Falk, Dein Garten wirkt so riesig. Warum war Dir ein so großer Garten wichtig?

Unser Garten hat eine Fläche von rund 1300 qm. In den 20 Jahren in Hamburg als Balkongärtner habe ich immer schon von einem schön großen Landgarten geträumt, der genügend Platz bietet für  Blühhecken, (Obst-) Bäume, Stauden- und Gemüsebeete, Rosen und Rasen. Orientierungsgröße war für mich der Garten meiner Kindertage. Der hatte knapp 1000 qm in Form eines lang gestreckten Handtuchs und ich wollte natürlich für mich selbst MEHR. Außerdem sollte mein „Traumgarten“ von außen möglichst wenig einsehbar sein. Also war klar: „Je größer, desto besser!“

Der Garten war schon in großen Teilen angelegt, als Du mit Deinem Mann das Grundstück gekauft hast. Du hast aber vieles umgestaltet. Was hast Du verändert?

Der Garten war 2003 im wahrsten Sinne des Wortes „übersichtlich“. Die gesamte Fläche war mit einem Blick zu erfassen, weil es nichts gab, was das Auge im Garten festhielt. Außer ein paar kleinen Staudenbeeten direkt an der Terrasse und im Vorgarten  bestand der überwiegende Teil aus endlosen, vermoosten Rasenflächen. An der Grundstücksgrenze fiel der Blick auf einen ollen Jägerzaun und die dahinterliegende, zweireihig gepflanzte, unzählige Male brutal gekappte Fichtenhecke des Nachbarn. Waschbetonplatten, Rhododendren, riesige Kiefern, Tannen und Fichten – es sah einfach nur triste aus. 2004 sind mein Mann Hansjörg und ich ins Haus eingezogen und nach der Innenrenovierung haben wir 2005 im ersten Schritt acht, der zum Teil kranken Bäume fällen lassen, vor allem um mehr Licht und Luft in den Garten zu bekommen. Um die große Fläche räumlich zu unterteilen, haben wir eine Blühhecke aus weißer Spiraea, roter Weigelie, rosa Kolkwitzia, weißem Bauernjasmin und Rhododendron gepflanzt. Kleinere Beete mit Gemüse, Heidelbeeren und Erdbeeren wurden angelegt und die ersten Rosen kamen in die Erde. 2006 haben wir dann mit toller Unterstützung von zwei kräftigen Freunden das große Terrassenbeet umgestaltet. Dazu mussten erst einmal die vierzig Jahre alten Rhododendren per Hand ausgegraben werden. Im nächsten Jahr haben wir auf drei Seiten des Grundstücks eine Ligusterhecke gepflanzt und sämtliche Beet- und Rasenkanten aus Waschbetonplatten entfernt. 2009 war der Garten dann endlich komplett waschbetonfrei: Terrasse, Auffahrt und Zuwegung zum Haus erhielten einen neuen Belag aus Altstadtpflaster. Auf der Terrasse und im Vordergarten fängt seitdem eine Feldsteinmauer das an einem Hang gelegene und dadurch leicht abfallende Gelände ab. Bei der Planung waren Hansjörg und ich uns in einigen wesentlichen Punkten schnell einig: Der Garten sollte eher pflegeleicht angelegt sein, natürlich wirken und ohne Gift auskommen. Für ihn bedeutete das „eine große Rasen- oder Wiesenfläche“ für mich eher „Staudenbeete mit Hecken als Raumteiler“. Der heutige Garten ist sozusagen eine Art   Kompromisslösung, die über viele Jahre und in vielen kleinen Schritten gewachsen ist. Dabei bin ich stets die treibende Kraft, was Veränderungen angeht.

 

 

 

Was würdest Du heute anders machen?

Ich glaube, ich würde drei der typischen „Anfängerfehler“ vermeiden wollen. Zum einen zu viele unterschiedliche Pflanzen/Stauden in einem Beet zu kombinieren – weniger ist da tatsächlich oft mehr und zum anderen freie Flächen zu vermeiden – entweder umgehend Gründüngung einsäen, mulchen oder Bodendecker pflanzen. Und schließlich zu viel auf die Bedenken anderer zu hören, denn dann hätte ich schon längst meine Philosophenbank und meinen Frühstücks-Pavillon …

Also ist Dein Garten noch nicht fertig? Was hast Du noch vor?

Wenn es nach mir ginge, würde ich am liebsten alle Rasenflächen komplett durch Bodendecker, Stauden und kleinere Kiesflächen ersetzen, aber davon werde ich Hansjörg wohl nicht überzeugen können. Ich hätte auch gern noch mehr kuschelige kleine Plätze mit Sitzgelegenheiten, die einige ungenutzte Nischen im Garten beleben würden. Außerdem plane ich Wege aus Natursteinplatten, um künftig auch im Winter trockenen Fußes zum Kompost zu kommen. Zwischen den Platten hätte ich gern Teppiche aus Thymian und anderen duftenden Kräutern. Als nächstes Projekt steht auf jeden Fall ein Frühstückspavillon aus Holz auf dem Plan. Wir waren im Sommer auf der Landesgartenschau in Eutin und haben dort endlich einen entdeckt, den wir beide toll fanden und nun nachbauen wollen.

 

 

Foto: privat
Hinter Herbstanemonen und Bergenien versteckt sich eine der lauschigen Sitzecken in Falks Garten. Abends sitzt er dort oft bei Kerzenschein und genießt noch ein Glas Wein. Foto: privat

 

 

Muss in Deinen Beeten eigentlich immer alles „picobello“ sein oder kannst Du auch mal ein Auge zudrücken?

Hier in unserem Garten gibt es glaube ich keine Ecke, die wirklich „picobello“ ist. Zeitweise wachsen mir zwar einige Dinge ganz schön über den Kopf, z.B. der Giersch oder das Schöllkraut, weil mir einfach die Zeit fehlt. Das nervt mich dann schon. Aber seitdem wir die ehemalige Mooswüste Schritt für Schritt in einen ökologisch intakten Garten verwandelt haben, gibt es hier Kröten, Igel, Schlangen, Eidechsen, Vögel und Insekten ohne Ende. Das macht mir Tag für Tag aufs Neue klar, dass unser gesundes Verhältnis zum Wachsen und Vergehen in der Natur und das entspannte und nicht dogmatisch betriebene biologische Gärtnern für uns der richtige und damit einzig gangbare Weg ist.

Ich zähle mindestens drei kuschelige Sitzecken in Deinem Garten. Warum gibt es so viele?

Ich finde „Größe“ allein macht ja noch keinen schönen Garten aus. Ich mag keine „toten Ecken“ und so belebe ich nach und nach alle Plätze, die alle ihre ganz eigenen Vorzüge haben. Die Terrasse direkt am Haus ist im Sommer natürlich wegen der Kürze der Wege ins Haus und der vollsonnigen Lage der zentrale Platz im Garten – zum Essen, zum Klönen usw. Für die ganz heißen Tage gibt’s seit letztem Jahr einen Schattensitzplatz für Zwei. Der hat obendrein den Vorzug, dass er schön weit weg von der Terrasse und damit auch weit weg vom Schlafzimmerfenster gelegen ist. Tja, und da die Terrasse erst ab ca. 11:00 Uhr so richtig Sonne abbekommt, muss noch dringend der bereits erwähnte „Frühstückspavillon“ her. Der kommt in die hintere, rechte Ecke des Grundstücks und ist podestartig erhöht, damit dort bereits ab ca. 8:30 Uhr die Sonne hinkommt.

 

 

 

Welche Pflanzen sind Dir eigentlich am liebsten?

Grundsätzlich gefallen mir solche Pflanzen, die ordentlich ‘was hermachen und trotzdem pflegeleicht sind. Zum Beispiel liebe ich Blutpflaumen. Die blühen schon im April in einem wunderbar dezenten Porzellanrosa, bekommen im Mai ihr herrlich dunkelrotes Laub und tragen obendrein noch leckere Früchte. Aus demselben Grund mag ich auch Gräser wie das Lampenputzergras  oder das Riesen-Chinaschilf: Einmal im Jahr schneiden – dafür schmücken sie vor allem im Herbst und Winter zuverlässig und Letzteres bietet obendrein auch noch hervorragenden Sichtschutz!

Welche Arbeit in Deinem Garten magst Du überhaupt nicht?

Maulwürfe oder Wühlmäuse jagen und deren Schäden beseitigen. Und: Unkraut aus den Fugen kratzen. Beides nervt fürchterlich.

Machst Du eigentlich alles alleine den Beeten oder hilft Dir Hansjörg? 

Ich bin ganz klar eher „der Planer“ von uns beiden. Ich überlege mir genau, wo etwas  hinkommt und wo ich die Pflanzen herbekommen kann. Ich lege die Pflanzung dann meistens auch alleine an. Hansjörg mäht regelmäßig den Rasen, baut Kompostsilagen und Hochbeete auf. Es gibt aber auch viele Dinge, die wir gemeinsam machen, z.B. Unkraut ausstechen, Stauden und Sträucher zurückschneiden, häckseln usw.

 

Foto: privat
Die Hühner wohnen noch nicht lange bei Falk und Hansjörg. „Und sie legen noch keine Eier“, erklärt Falk. „Dafür sind sie noch etwas zu jung. Da brauchen wir Geduld.“  Foto: privat

 

 

Du schwärmst oft von einem noch größeren Garten…

Ich hätte so furchtbar gern Platz für eine richtig große Obststreuwiese mit Pflaumen, Mirabellen,  Kirschen, Äpfeln, Birnen, Quitten usw. – darunter könnten auch die Hühner frei herumlaufen. Es gibt noch so viele interessante Hühnerrassen wie z.B. Sussex, Orpington, Bielefelder Kennhühner usw. – aber der Platz hier auf dem Grundstück ist nun mal begrenzt. Außerdem träume ich seit einem Bericht in der Zeitschrift Landlust von einem großen, üppigen Heckengarten. Da könnte dann Hansjörg von mir aus auch statt der von mir präferierten Kiesflächen seinen Rasen anlegen, pflegen und mähen. Denn da passt Rasen  schließlich perfekt hin! Und wenn ich die Zeit, das Geld und den Platz dafür hätte, wäre natürlich ein großer Schwimmteich ein absoluter Wunschtraum von mir!

Ihr habt Hühner. Wie kam es dazu?

Meine Schwester hat schon vor Jahren Hühner im eigenen Garten in einer Voliere gehalten, als das noch längst nicht so „en vogue“ war wie heute. Bei meiner Freundin Gine dürfen die Hühner, die sie aus Legebatterien freikauft, im Garten frei herumlaufen. Beides finden wir schwierig. Wir wollen gern weiter barfuß durch den Garten laufen, ohne ständig in Hühnerkacke zu treten, und wenn schon eigene Hühner, dann doch wenigstens unter artgerechten Haltungsbedingungen. Ich hätte gern einen mobilen Hühnerstall gehabt, den man regelmäßig mit einem dazugehörigen Auslauf umsetzen kann. Hansjörg wollte aber unbedingt einen großen, stabilen Stall nach eigenen Entwürfen bauen. Drei Wochen haben wir in der Garage gesägt, geschraubt, geschliffen und lackiert – dann war das Prachtstück fertig. Die sechs „Mädels“, vier Vorwerk und zwei Augsburger – beide stehen auf der Roten Liste  der vom Aussterben bedrohten Rassen, können auf einer etwa 120 m² großen Freifläche nach Herzenslust scharren, flattern und unter Sträuchern im Schatten einer Blutpflaumenhecke und einer eingewachsenen Blühhecke dösen. Dafür liefern sie uns bald leckere, gesunde Bio-Eier – garantiert ohne gentechnisch verändertes Futter und in artgerechter Haltung gelegte Eier! Obendrein produzieren sie eine Menge hochwertigen Dünger, den ich in Regenwasser aufgelöst über die Kompostmieten gieße.

 

 

 

Du bist ja schon mehr oder weniger ein „alter Hase“ in Sachen Garten. Welchen Tipp hast Du für Anfänger?

Ein heißer Tipp? Tja, politisch eigentlich total „inkorrekt“, aber leider wahr: Die besten und günstigsten Pflanzen habe ich stets über das Internet bezogen. Vor allem auf der Suche nach Bodendeckern in großer Menge wie meine 120 Stück Gold-Erdbeere, bestimmten historischen Rosensorten, alten Kartoffelsorten, speziellen Dahlienarten, die ich vorher im Dahliengarten Hamburg gesehen haste,  usw.  – im  Internet gibt es einfach ALLES und es wird auch noch praktischerweise direkt bis vor die Haustür geliefert. Mein Postbote wird mich für diesen Tipp hassen – Carsten, herzliche Grüße auf diesem Wege an dich!

Frühling, Sommer, Herbst – welche ist die schönste Jahreszeit in Deinem Reich?

Es fällt mir schwer, mich zwischen Sommer und Herbst zu entscheiden. Im Sommer nutzen wir den Garten natürlich am häufigsten. An vielen Tagen kommen wir zur Haustür herein und gehen direkt hinten zur Terrassentür wieder hinaus. Die Terrasse wird bei entsprechendem Wetter quasi zum Wohn- und Esszimmer. Im Herbst blühen die Dahlien, die Fetthennen und Rudbeckien um die Wette. Wenn dann noch die Laubverfärbung einsetzt und die Herbstsonne vom Himmel strahlt … einfach fantastisch!

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