April - 2021 - Kolumne - Unwetter - rollende Gärten - Franks kleiner Garten

MANCHMAL GEHT’S STÜRMISCH ZU IN MEINEM KLEINEN GARTEN

Kübel-Gärten sind wirklich etwas Feines. Schließlich schmücken sie nicht nur Terrasse und Balkon, sondern schützen auch beim Sonnenbaden vor neugierigen Blicken und schenken dem Hund an heißen Tagen kühlenden Schatten. Voraussetzung für all das ist natürlich, dass die Töpfe inklusive der Pflanzen groß genug sind. Und: Wichtig ist, dass das Wetter mitspielt. Dann gibt’s keinen Grund zur Klage. Wenn allerdings aus einem Lüftchen ein Unwetter wird, werden Hund und Herrchen hektisch und versuchen gemeinsam Kübel um Kübel zu retten – vor allem aber ihre Privatsphäre. Ja, manchmal geht’s wirklich stürmisch zu in meinem kleinen Garten.

 

Terrasse - Hortensien - Hydrangea - Sommer - Franks kleiner Garten
Hinter meinen Hortensien im Kübel kann ich es mir im Sommer gemütlich machen. Ganz unbeobachtet. Ganz privat. Herrlich! Foto: frankskleinergarten.de

 

 

Du musst wissen: In meinem kleinen Garten räkele ich mich nur zu gerne in der Sonne. Am liebsten im Adamskostüm. Ganz ungezwungen. Super entspannt. Dazu ein gutes Buch, ein kühles Getränk und etwas zum Naschen – so kann man den Sommer genießen, finde ich. Dass die Nachbarn rechts neben und die hinter meinem kleinen Garten mein Grundstück neugierig überblicken können, hat mich anfangs verunsichert und so manches Sonnenbad verhindert. Also musste ganz fix eine Lösung her. So entdeckte ich den Garten im Topf – ein  bisschen Privatsphäre hinterm Blumenbeet muss doch erlaubt sein. Bruno und ich sind da jedenfalls einer Meinung.

„Ein bisschen Privatsphäre hinterm Blumentopf muss doch erlaubt sein!“

Mein Garten im Topf besteht aus mehreren Kübeln für Dahlien, Hortensien, Rosen. In manchen stecken zudem Rankhilfen für Klematis, Schwarzäugige Susanne und Kapuzinerkresse. So stelle ich mir Frühling für Frühling einen bunten Dschungel zusammen, der den Nachbarn die Aussicht auf unsere Terrasse versaut. Spanne ich dann noch meinen großen, roten Landhausschirm auf, gibt’s rein gar nix mehr für die Leute von nebenan und gegenüber zu sehen. Mir gefällt’s. Bruno auch. Kein Wunder, immerhin findet er hinterm Topf-Garten und unterm Schirm doch wohltuenden Schatten. Goldies mögen nämlich weder Sonne noch Hitze – meiner jedenfalls nicht. Damit die schweren Kübel aus Steinguss und Terracotta leichter zu bewegen sind, stehen sie auf Rollen. So lassen sie sich mit ganz easy per Hand neu arrangieren. Wichtig dabei ist nur, dass ich auch auf die Bremse trete und somit die Kübel am Davonrollen hindere.

 

Bruno - Rasen - Mai - Paarungszeit - Bruutzeit - Nistzeit - Franks kleiner Garten
Bruno liebt seinen kleinen Garten. Nur wenn’s zu heiß wird verzieht er sich nach drinnen – oder wenn’s plötzlich ein Unwetter gibt. Foto: frankskleinergarten.de

 

 

Es war wieder eine dieser wunderbaren Sommertage, an denen nur ein laues Lüftchen ums Haus weht. Angenehm. Erfrischend. Perfekt für ein Sonnenbad. Aus so einem Lüftchen kann aber fix ein richtiger Wind werden. Manchmal sogar ein handfester Sturm. Hier im Norden ist das nichts Ungewöhnliches. Darum sollte man eigentlich einmal am Tag dem Wetterfrosch sein Ohr schenken. Eigentlich. Ich bin jedoch in mein neues Buch vertieft. Tippte fleißig meine Recherchen ins Laptop, während ich mal wieder nackig hinter meinem Mega-Topf-Garten sitze. Die Welt um mich herum? Total vergessen! Die dicken, dunklen Wolken? Nicht gesehen! Den stärker werdenden Wind? Nicht wahrgenommen! Tja, der Künstler bei der Arbeit. Also tippe ich Seite um Seite und bemerke das drohende Unheil nicht. Und Bruno? Der ignoriert es. Wenn Herrchen draußen bleibt, bleibt die treue Hundeseele eben auch.

„Wenn Herrchen draußen bleibt, bleibt die treue Hundeseele auch“

Der Wind drückt nun immer mehr gegen meinen kleinen Dschungel im Kübel. Die Blätter rascheln, die Blüten beugen sich und die Töpfe beginnen zu wackeln.  Erst ein wenig, dann doller und schließlich immer heftiger. Und was mache ich? Ich tippe und tippe und tippe. Wenn man als Autor einen  „Fluss“ hat, vergisst man leicht die Welt um sich herum. Als der erste Topf sich allerdings langsam in Richtung Rasen von der Terrasse fort bewegt, schaue ich überrascht auf. Auch mein großer, roter Landhausschirm wippt jetzt bedrohlich von links nach rechts. Und schon verabschiedet sich der zweite Topf zu einer lustigen Fahrt hinüber zum Rosenbeet. Ich staune. Wie konnte das Wetter so plötzlich umschlagen? Warum hat mich niemand gewarnt? Gerade war alles noch so sommerlich. Und jetzt? Weltuntergang! Mein Garten rollte davon. Das gibt’s nicht! Hilfe! Ich Schussel hatte vergessen, die Bremsen unter den Töpfen anzuziehen.

 

Unwetter - Himmel ueber Jesteburg - Abendrot - Wetterstation - Franks kleiner Garten
Nach einem Unwetter ist so ein Himmel doch wirklich schön und lässt sich bei einer Tasse Ostfriesentee wirklich genießen. Foto: frankskleinergarten.de

 

 

Fix hüpfe ich mit blankem Popo dem ersten Topf hinterher. Meine rollenden Gärten müssen gestoppt werden. Sofort! Bruno feuert mich von der Terrasse an. Wuff – wuff – wuff. Ob die Nachbarn mich jetzt sehen? Piep egal! Es gilt Schlimmeres zu verhindern. Da werde ich schamlos. Nun wird aus dem Sturm ein Orkan. Der Regen peitscht durch meinen kleinen Garten. Der Himmel ist schwarz. In Nachbars Garten schlittert das Trampolin über den Acker, nebenan pflügt der Sonnenschirm samt Betonständer das Staudenbeet. Das Regenwasser in den Augen nimmt mir fast die Sicht. Ich bekomme meinen ersten rollenden Topf zu fassen und zerre ihn zurück auf die Terrasse. Noch fix auf die Bremse treten und dann ist der nächste dran. Und schon macht sich der dritte auf den Weg, bleibt aber im matschigen Rasen stecken. Während ich den zweiten zu fassen bekomme, fliegt das Polster von der Sonnenliege in den Ahornbaum und mein Landhausschirm will abheben. Puh, was für ein Drama!

„Das Unwetter verzog sich so plötzlich, wie es kam“

30 Minuten später hat sich das Unwetter so plötzlich verzogen, wie es über meinen kleinen Garten hereingebrochen ist. Die Wolken sind weitergezogen. Der Himmel zeigt sich wieder im schönsten Blau. Die Vögel zwitschern. Bruno döst unterm Terrassentisch. Eine Biene summt vorbei. Auch die Temperaturen klettern wieder in den angenehmen Bereich. Eigentlich perfektes Wetter fürs Arbeiten auf der Terrasse. Sogar perfekt für weiteres ein Sonnenbad. Eigentlich. Aber die Lust ist mir erst einmal vergangen. Nach diesem Unwetter brühe ich mir lieber einen Ostfriesentee auf. Und dann sollte ich noch aufräumen. Die Terrasse muss abgefegt und mein Topf-Garten will neu zusammen gestellt werden. Das Polster sollten erst einmal trocknen. Und ein Topf steckt schließlich noch im Rasen fest. Ne, an Erholung auf der Terrasse ist jetzt erst einmal nicht zu denken. Vielleicht ja wieder morgen…

 

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