Ein Garten ist doch erst richtig schön, wenn in ihm das Leben tobt – finde ich. Ich mag’s wenn die Bienen vom Fingerhut zur Rose brummen, Schmetterlinge sich in der Mittagssonne auf den Kieselsteinen ausruhen, die Libellen um die Wasserstelle schwirren, der Igel in der Hecke schmatzt und in den Obstbäumen ordentlich gezwitschert wird. Mein Garten gehört eben nicht nur mir, sondern auch meinen vielen kleinen und großen Mitbewohnern. Soll auch Dein Garten Insekten und anderen Tieren eine Heimat bieten, solltest Du einiges ändern. So machst Du aus Deinem Ziergarten ganz fix einen Naturgarten, an dem auch die kleinsten Mitbewohner ihre Freude haben.
AUCH ROSEN FINDEN IHREN PLATZ IM NATURGARTEN
Damit Dein Ziergarten ein Naturgarten oder wenigstens doch ein naturnaher Garten wird, musst Du nicht gleich alle lieb gewonnenen Pflanzen umpflügen. Zugegeben, ein englischer Rasen bietet Insekten kaum Nahrung und Schutz, aber wenn Du nur einen Teil davon in eine Blumenwiese verwandelst, wäre schon viel erreicht. Das Gleiche gilt für Deine Rosen. Auf gefüllte Rosen solltest Du verzichten. Setze lieber ungefüllte, alte Sorten. Du musst wissen: Als gefüllte Rosen bezeichnet man Rosen, die auch im Zentrum der Blüte eine vermehrte Anzahl an Blütenblättern aufweisen. Bei normalen Rosen der gleichen Art findet man dort die Staubgefäße. Diese, auch Staubblätter genannten Teile der Blüte, sind die wichtigen Pollen erzeugenden Organe rund um das Fruchtblatt. Sie bieten den Bienen Nahrung. Aber die Rosen in Deinem Naturgarten sind nicht nur Nahrungsquelle für die Bienen in Deiner Nachbarschaft, sondern auch für Vögel wie das Rotkehlchen. Sie bieten unseren gefiederten Freunden nach der Blüte leckere Hagebutten. Wichtig: Damit sich Hagebutten bilden, darfst Du Verblühtes nicht abschneiden. Vor allem ab Anfang Herbst solltest Du das Schnippeln lassen. Dann kann die Pflanze noch vor dem Winter die wichtigen Hagebutten bilden und die Vögel finden auch in der kalten Jahreszeit Nahrung in Deinem Naturgarten.
UNTERSCHLUPF FÜR TIERISCHE MITBEWOHNER
Damit’s wirklich bunt in Deinem Naturgarten zugeht, musst Du Deinen tierischen Mitbewohnern auch einen sicheren Unterschlupf anbieten. Ganz sicher wollen auch sie sich irgendwann zurückziehen – egal, ob ein Igel seinen Winterschlaf halten will oder eine Fledermaus den Tag verpennen möchte. Für Fledermäuse wird’s übrigens immer schwieriger Rückzugsorte auf Dachböden, Baumhöhlen oder Mauernischen zu finden. Hilf ihr, indem Du Fledermauskästen in Deinem Naturgarten aufhängst. Sie müssen aus rauem Holz sein und werden 5 Meter hoch in Bäumen angebracht. Denk auch an Eidechsen und Kröten. Sie finden oft Unterschlupf in offenen Mauerfugen. Dafür eignen sich ganz wunderbar Trockenmauern aus Findlingen oder freistehende Mauern, die den Vorgarten von der Straße abtrennen. Du könntest auch eine bunte Hecke setzen aus Haselnusssträuchern, Brombeeren, Weißdorn und Holunder. Dort würden sich zum Beispiel Haselmäuse zu Hause fühlen. Diese niedlichen kleinen Dinger ernähren sich nämlich gerne von Wildgehölzen und bauen ihre Nester in Baumhöhlen oder im Brombeerdickicht. Für den Igel lässt Du zum Beispiel in einer ruhigen und abseitigen Ecke Deines Naturgartens einen herbstlichen Blätterhaufen liegen. Dort kuschelt er sich dann zum Winterschlaf ein.

DER GARTENTEICH WIRD ZUR WELLNESS-OASE
Ein Teich im Naturgarten ist Lebensraum für viele Insekten und Amphibien. Du solltest ihn an einem sonnigen Standort anlegen, denn nur dort fühlen sich die meisten Teichpflanzen zu Hause. Wichtig: Damit sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen Jägern und Beutetieren einstellt, sollte die Wasserfläche nicht kleiner als 10 Quadratmeter sein. Eine Mückenplage musst Du dabei nicht befürchten. Weil Libellenlarven und Molche in Deinem Naturteich ein Zuhaue finden sollen, verzichtest Du auf Fische im Teich. Filter und Pumpe sind übrigens nicht notwendig. Soll Dein Teich möglichst viele Tiere anlocken, lege unterschiedlich tiefe Zonen mit jeweils unterschiedlicher Bepflanzung an. In der Mitte sollte er mindestens 80 bis 100 cm tief sein, damit er nicht durchfriert. An dieser Stelle pflanzt Du Seerose, Seekanne oder Froschbiss. Es folgt die Flachwasserzone mit 20 bis 50 Zentimeter Tiefe. Dort wachsen Pfeilkraut, Schwanenblume oder Wasserfeder. Und die Sumpfzone, mit einer Tiefe von 10 Zentimetern, leitet schließlich zum Teichrand über. Hier gedeihen Pfennigkraut, Wasser-Minze oder Sumpf-Schwertlilie.
IM NATURGARTEN IST RUND UMS JAHR SAISON
Dein Naturgarten sollte den großen und kleinen Mitbewohnern möglichst das ganz Jahr über Nahrung und Unterschlupf bieten. Dazu gehören natürlich Samen, Beeren, Früchte und ordentlich Pollen bzw. Nektar. Los geht’s im späten Winter und frühen Frühling. Dann erwachen Hummeln und Wildbienen aus ihrem Winterschlaf und sind auf der Suche nach Nahrung. Wichtig: Da unsere Winter milder werden, fangen Wildbienen immer früher damit an. Viele Pflanzen blühen jedoch erst später. Auch die Frühblüher lassen sich noch Zeit. Darum solltest Du so viele Krokusse und Winterlinge wie möglich im Topf vorziehen – falls Du eines hast, machst Du das am besten im Gewächshaus. Im Sommer locken Akelei, Duftnessel, Lavendel und Thymian die Insekten an. Im Herbst freuen sie sich dann über die Asternblüten und Herbst-Anemonen. Nach der Blüte lässt Du die Samenstände in den Beeten stehen. Sie bieten Deinen kleinen Mitbewohnern über den Winter Nahrung und vor allem Schutz vor Kälte und Schnee.

FUTTER FÜR VÖGEL UND NÜTZLICHE BESTÄUBER
Auf alle Fälle solltest Du Samenpflanzen wie Kratzdistel oder Wilde Karde in Deinen Naturgarten pflanzen. Nicht nur Bienen sind danach verrückt, sondern auch der Distelfink. Du könntest auch auf Deiner Terrasse oder dem Balkon einen kleinen Nektargarten anlegen – eine Erweiterung Deines Naturgartens. Die Schmetterlinge werden davon begeistert sein. Wie das geht? Ganz einfach: Du benötigst dafür mindestens drei Schalen in unterschiedlichen Größen. Die größeren werden mit Blumenerde gefüllt und dann dekorativ gestapelt – dabei kommt die größte natürlich nach unten und die kleinste ganz nach oben. Wichtig: Die beiden müssen ein Loch im Boden haben, damit das überschüssiges Gießwasser abfließen kann. Ansonsten würde sich Staunässe bilden. Nachdem Du alles hübsch gestapelt hast, werden die ersten zwei Schalen mit Schleifenblume, Thymian, Glockenblume und Steppensalbei bepflanzt. In die kleinste Schale füllst Du Wasser. So bietest Du nicht nur Nektar an, sondern auch eine Wasserstelle. Tipp: In die Mitte legst Du einen Badeschwamm. So haben auch Schmetterlinge die Möglichkeit, sich an heißen Tagen in der Trink- und Badestelle zu erfrischen.
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